Author Archives: André Grzeszyk

Ein erster Schritt in die Gegenwart – der Jugendkanal von ARD und ZDF

Die öffentlich-rechtlichen Anstalten verfehlen ihren Auftrag, ein Programm für alle Bürger Deutschlands zu veranstalten – und das schon seit Jahren. „Generationenabriss“ heißt das und zeigt, wie ernst ARD und ZDF den demographischen Wandel nehmen, indem sie ein Programm fast exklusiv für die Ü-60jährigen produzieren. Legitim ist das nicht, wenn ganze Bevölkerungsteile nicht erreicht werden, deshalb soll der seit Jahren umstrittene gemeinsame Jungendkanal jetzt Abhilfe schaffen. Trotz des öffentlich-rechtlichen Wunsches nach einem crossmedialen Auftritt darf das neue Angebot jedoch ‚nur’ rein webbasiert realisiert werden – was in den ordnungspolitisch überreglementierten und heiligen Hallen vormodernen Public Value-Flimmerns einem Erdbeben gleichkommt. Continue reading

Die Flucht aus der Realität – Unterhaltung bei ARD und ZDF

ARD und ZDF inszenieren sich gerne als Leuchttürme der Vernunft gegen den seichten Tutti-Frutti-Wahn kommerzieller Anbieter und verweisen auf den hohen Informationsanteil in ihren Programmen. Politikberichterstattung und Dokumentationen werden herbeizitiert, um die Gebührenfinanzierung zu rechtfertigen und den Mehrwert öffentlich-rechtlichen Fernsehens gegenüber dem Markt herauszustellen. Dieser Ernsthaftigkeit steht das Stiefkind Unterhaltung gegenüber, das angesichts des heutigen Politikzirkus jedoch wichtiger denn je wäre.

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Die Unabhängigkeit der Unabhängigen: Das ZDF positioniert sich

Im Oktober wurde Abend für Abend im “heute-journal” die Causa Strepp diskutiert (Der Pressesprecher der CSU Hans Michael Strepp hatte beim ZDF angerufen, um einen Beitrag über den Parteitag der Bayern-SPD zu verhindern und ist am 25.10.2012 von seinem Amt zurückgetreten). Die ausufernde Berichterstattung über das Thema lässt darauf schließen, dass der öffentlich-rechtliche Sender wohl etwas Grundlegendes zu erklären versuchte im Hinblick auf die immer wieder kritisierten (zu nahen) Beziehungen zum politischen System.

Aktuell ist ein Normenkontrollantrag vor dem Bundesverfassungsgericht anhängig. Die mangelhafte Staatsferne wird ja nicht nur von den Grünen, sondern auch vom Vorsitzenden des Verwaltungsrates des ZDF Kurt Beck (SPD) selbst befürchtet.

Aber noch eine Entscheidung, die längst gefallen ist, tritt am 1. Januar 2013 in Kraft: die Rundfunkgebühr wird in die Haushaltsabgabe umgewandelt. Das ZDF tut also gut daran, sich im Vorfeld gegenüber dem Vorwurf der mangelhaften Staatsferne klar zu positionieren – und so auf den eigenen Mehrwert und den Nutzen für die Demokratie in Deutschland hinzuweisen. Ein Faktencheck gegenüber der tendenziösen Berichterstattung der BILD (“So kassiert uns bald die GEZ ab”) eingeschlossen. Schließlich geht es ja auch um die eigene Substanz. Gerade weil sich der Protest gegenüber einer allgemein verpflichtenden “Zwangsabgabe” verschärft. Unter anderem sammelt die “Stiftung MedienopferUnterschriften. Der 10. November 2012 wurde zum Aktionstag und über Facebook organisiert , gut 3000 User hatten zugesagt, auf die Straße zu gehen und den Unmut der Bürger im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. Occupy ARD und ZDF?