Author Archives: Volker Grassmuck

Andrew Lih über den State of Video in Wikipedia

„Wir brauchen Menschen, die mit Multimedia, Video und Interaktivität die Wikipedia zum Leben erwecken,“ sagt Andrew Lih im Interview auf der Wikimania in London im August 2014. Auf dem jährlichen Treffen der weltweiten Wikipedia-Community trafen auch die videoaktiven Enzyklopädisten zu einem Lunch-Summit zusammen. Unter den Wikipedianern aus Dänemark, Schweden, den Niederlanden, Österreich, Deutschland, Kanada und den USA durfte Andrew Lih nicht fehlen. Er ist Professor für Journalismus an der American University in Washington D.C. und seit 2003 Wikipedia-Editor. Und er hat sich mit dem Projekt Wiki makes Video um die Sache verdient gemacht.
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Kollisionen und Konvergenzen

1906 earthquake train

Quelle: Wikimedia Commons, Author G.K. Gilbert, Date April 1906

Für eine Neuerfindung öffentlich-rechtlicher Medien aus dem Internet

Der Inhalt eines Mediums, schrieb Marshall McLuhan in „Understanding Media“, sei „wie das saftige Fleischstück, das ein Einbrecher mitbringt, um den Wachhund des Geistes abzulenken.“ Sehen wir Fernsehen im Internet, lässt uns die wohlige Vertrautheit das Neue vergessen – bis wir feststellen, dass der Dieb mit unseren silbernen Löffeln und persönlichen Daten auf und davon ist.

Nach mehr als zwanzig Jahren Erfahrung mit dem Internet ist eines gewiss: mit kleinen Anpassungsschritten werden wir dem grundlegenden Wandel durch die digitale Revolution nicht beikommen können. Wollen wir das System der öffentlich-rechtlichen Medien retten, müssen wir es vom Internet aus radikal neu denken. Continue reading

Stellungnahme des CDC zur Digitalen Agenda der Bundesregierung

Aus einer geschlossenen Alpha muss schnell eine offene Beta werden

Sigmar Gabriel auf der heutigen Pressekonferenz zur Vorstellung der Digitalen Agenda

Sigmar Gabriel auf der heutigen Pressekonferenz zur Vorstellung der Digitalen Agenda

Das Centre for Digital Cultures (CDC) der Leuphana Universität Lüneburg begrüßt die wegweisenden programmatischen Äußerungen der Bundesregierung in der heute vorgelegten „Digitalen Agenda“ und die damit verbundene Zielsetzung, den digitalen Wandel aktiv zu fördern, zu begleiten und abzusichern. Dennoch sind die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Umsetzung nicht weitreichend genug und fallen an vielen Stellen hinter die klaren Ankündigungen des Koalitionsvertrags zurück. Das gefährdet auch die Wissenschaften als Treiber des gesellschaftlichen Wandels. Continue reading

Youtube, Creative Commons und Wikipedia

Das Video der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen steht unter Creative Commons und unter Standard YouTube Lizenz. Welche gilt?

Das Video der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen steht unter Creative Commons und unter Standard YouTube Lizenz. Welche gilt?

Viele der Videos, die für den Videos für Wikipedia-Artikel (VWA) Wettbewerb eingereicht werden, liegen auf Youtube. Oft stehen sie dort unter der „Standard YouTube Lizenz“. Nicht selten fragen uns die Filmemacher: ,Wie bekomme ich dieses Video in die Wikipedia?‘

Die kurze Antwort: ,Es ist nicht möglich, Videos auf Youtube in Wikipedia-Artikel einzubetten. Dazu müssen sie auf Wikimedia Commons liegen, dem Repositorium der Wikipedia für Bild-, Audio- und Videodateien. Lade bitte Dein Video dort hoch.‘

Die Entscheidung der Wikipedia-Community gegen eine Einbettung aus anderen Plattformen hat sicherheitstechnische Gründe. Vor allem aber soll der möglichst dauerhafte freie Zugang zu dem Wissen in der Enzyklopädie gesichert werden. Jedes eingebettete Video, das auf Youtube verschwindet, würde ein „404 – Seite nicht gefunden“ im Wikipedia-Artikel verursachen. Und schließlich hat es Lizenzgründe, dass Videos aus Youtube nicht in die Wikipedia eingebettet werden können. Um die soll es hier gehen. Was besagt die „Standard YouTube Lizenz“? Und wie verhält es sich mit der im Juni 2011 eingeführten Option, das eigene Video unter eine Creative Commons Lizenz zu stellen? Zumindest alle Youtube-Videos unter Creative Commons sollten doch ohne Weiteres in Wikimedia Commons übertragbar sein. Oder etwa nicht? Continue reading

Breaking History: tagesaktuelle Nachrichten von vor 100 Jahren

aera breaking historyDas Attentat auf den österreichisch-ungarische Thronfolger Franz-Ferdinand in Sarajevo am 28. Juni 1914 war der Startschuss für den 1. Weltkrieg und für Jutta Dobersteins Projekt Aera Magazin: Breaking History.

Seit gestern berichtet das Online-Magazin täglich in den Rubriken Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Technik, Kultur & Gesellschaft, Sport und Lifestyle aus dem medialen Alltag des Kaiserreichs. Und auch die Werbung der Zeit kommt frisch aus dem Archiv.

Auf aera online lernen wir eine Generation kennen, die voller Elan und mit phantastisch modernen Ideen in ein neues Jahrhundert aufgebrochen ist – bevor alle in den Krieg zogen.

Als Quellen dienen u.a. das Berliner Tageblatt, die kaisertreue Kreuzzeitung, das SPD Organ Der Vorwärts und Europeana 1914-1918. Das Ganze wirkt nicht nur durch die Erscheinung verblüffend aktuell. So wurde z.B. das Tempelhofer Feld schon damals zur Wohnungsbebauung angepriesen. Der Stern schreibt dazu:

Das ist eines der erstaunlichsten Dinge, die “Aera” offenbart: Wie sich die damalige und heutige Weltlage ähneln: Vor hundert Jahren gab es ebenfalls Guerillakriege, führten Nomaden ebenfalls einen Dschihad (gegen die Briten) und machten ebenfalls Jugendbanden die Vororte von Paris unsicher (die selbsternannten “Apatschen”).

Im Fußball gab es heute vor hundert Jahren nichts zu berichten, dafür wurde in Wimbledon die Lawntennis-Weltmeisterschaften (auch die Anglifizierung ist kein neues Phänomen) fortgesetzt. Im ersten Match siegte — “einem Privat-Telegramm zufolge” — der Deutsche Froitzheim gegen den Engländer F. G. Lowe.