Category Archives: Forschung

Die Flucht aus der Realität – Unterhaltung bei ARD und ZDF

ARD und ZDF inszenieren sich gerne als Leuchttürme der Vernunft gegen den seichten Tutti-Frutti-Wahn kommerzieller Anbieter und verweisen auf den hohen Informationsanteil in ihren Programmen. Politikberichterstattung und Dokumentationen werden herbeizitiert, um die Gebührenfinanzierung zu rechtfertigen und den Mehrwert öffentlich-rechtlichen Fernsehens gegenüber dem Markt herauszustellen. Dieser Ernsthaftigkeit steht das Stiefkind Unterhaltung gegenüber, das angesichts des heutigen Politikzirkus jedoch wichtiger denn je wäre.

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Second Screen first

Die ewig diskutierten, bisher jedoch nur spärlichst eingeführten “neuen Inhalte” werden das Fernsehen als Leitmedium nicht retten. Dagegen erfreut sich der Second Screen steigender Beliebtheit.

Wer noch bezweifelt, dass Paralleluniversen existieren, muss sich gelegentlich das Nachmittagsprogramm von N3 ansehen. Das Dritte des NDR brachte am 2. Juni 2013 unter dem Titel „Unser NDR – reden wir drüber!“ eine Live-Übertragung vom Landpartie-Fest in Plön. Mit von der Partie war die Führungsspitze des NDR – Intendant Marmor (auch ARD-Vorsitzender), der Fernsehdirektor, der Hörfunkdirektor und der Direktor des Landesfunkhauses.

Wer jetzt erwartete, es ginge um den Rundfunkbeitrag, die Transparenz der Finanzen und der Entscheidungen des Senders oder darum, aus der Perspektive der Internet-Erfahrungen junger Generationen neue Programmformate zu entwickeln, sah sich grundlegend getäuscht. Continue reading

Medienkonvergenz und Medienregulierung

Das Büro für Technikfolgenabschätzung hat Ende Oktober eine Studie zum Thema Medienkonvergenz und Medienregulierung veröffentlicht. Ausgehend von der Frage, inwieweit die heutige Gesetzgebungslage in Deutschland der Mediensituation überhaupt noch gerecht werden kann, wurde die Konvergenz von Presse, Radio, Fernsehen und Internet sowie deren Funktion als Leitmedium untersucht. In Betracht gezogen wurden dabei die technische Versorgung, die Reichweite und Nutzung der einzelnen Medien.
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Vergleich der Vorteile von Online-Video und TV

Die Frage, ob Online-Video-Plattformen für bestehende Fernsehsender eine Bedrohung, Herausforderung oder Chance sind, steht hinter einer Studie zu den Vor- und Nachteilen der beiden Kanäle. Dass die Wanderungsbewegung in Richtung Internet in Gang ist, wird ohnehin niemand bezweifeln. Die beiden Kommunikationsforscher Jiyoung Cha und Sylvia Chan-Olmsted von der Universität Florida haben 1500 Nutzer befragt, wo sie die Vorteile des jeweiligen Kanals sehen. Dabei sind sie vergleichend vorgegangen, haben also zwischen eher TV- und eher netzorientierten Zuschauern unterschieden. Continue reading

Krise, Normalität und die Zukunft des Journalismus

Die Auseinandersetzung mit Zustand und Zukunft des Journalismus war in den letzten Jahren – Ausnahmen bestätigen die Regel – dominiert von einer Rhetorik des Niedergangs. Dabei gehört die Klage über den Qualitätsverfall der Medien zum Standardrepertoire publizistisch-medialer Selbstbetrachtung. Debatten über die Fragmentierung der Medienlandschaft, Qualitätsverlust, Verflachung und die vermeintliche Erosion der Integrationskraft der Medien lassen sich jedenfalls mindestens seit Mitte der 1980er beobachten – einer Zeit, in der im Übrigen beispielsweise im Zeitungsgeschäft mit Veränderungen im Nutzungsverhalten und abnehmender Zeitungsverbreitung bereits eine Reihe von Anzeichen für Konsolidierungs- und Abwärtstrends sichtbar waren, Verlage aber noch sehr profitable Unternehmen waren.

Neu ist die Kritik insofern, als sie vor dem Hintergrund eines tatsächlich tiefgreifenden Strukturwandels verhandelt wird, der maßgeblich, aber nicht ausschließlich mit der Verbreitung digitaler Medien zu tun hat und der Medienunternehmen weltweit, insbesondere die Verlagsbranche, vor gravierende Anpassungsprobleme stellt. Die Wirtschafts- und Finanzkrise, die die traditionell besonders von der konjunkturellen Entwicklung abhängige Medienbranche hart traf, tat ihr übriges. Zwar fanden der dramatische Abwärtstrend und der radikale Umschwung von Print zu Online, wie ihn beispielsweise die US-Amerikaner erlebt haben, in Europa keine Entsprechung, doch manifestieren sich in den Entwicklungen des US-Medienmarktes strukturelle Herausforderungen, mit denen sich Branche weltweit konfrontiert sieht. Auch in Deutschland werden die Mittel für kosten- und personalintensive Segmente wie den Lokal- und Auslandsjournalismus, für Arbeitsweisen wie investigativen Journalismus, aber auch für Ausstattung, Ausbildung und Innovation knapper. In vielen anderen Märkten, darunter Frankreich, wo France Soir und La Tribune eingestellt wurden, England, Japan oder Spanien, bietet sich ein ähnliches Bild. Radio- und Fernsehanbieter schienen von diesen Entwicklungen lange weniger getroffen. Doch konkurrieren auch sie mit zahllosen Anbietern um Aufmerksamkeit und Erlöse, während neue, durch höhere Übertragungsgeschwindigkeiten erst möglich gewordene On demand-Angebote das traditionell lineare Verständnis von Rundfunkprogrammen grundsätzlich in Frage stellen.  Continue reading