Tag Archives: Grundversorgung

Öffentlich-rechtliche Medien auf der re:publica 2013

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk war eines der Themen auf der am Mittwoch zuende gegangenen re:publica 2013. Am dritten Tag stellte Volker Grassmuck das neue Projekt von Grundversorgung 2.0 vor: Von Television zu WikiVision: Mediale Grundversorgung von allen für alle. Hier die Videoaufzeichnung:


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WikiGTV — Grundversorgung nach Wiki-Manier

Vortrag auf dem netzpolitischen Abend der Digitalen Gesellschaft auf der c-base am 2. April 2013.

Die medial Grundversorgung durch öffentlich-rechtliche Anstalten steht dieses Jahr nicht nur durch den neuen Haushaltsbeitrag auf der Tagesordnung. Wie eine Enzyklopädie ist Grundversorgung ein komplexes, voraussetzungsvolles ‘Wissensformat’ mit umfassendem Anspruch. Und die können in hoher Qualität nur von Experten erstellt werden. Tatsächlich? Wikipedia hat gezeigt, dass das auch in einer freiwilligen, offenen, verteilten, meritokratischen, spendengestützten und freilizenzierten Kooperation von Gleichen im Netz möglich ist. WikiGTV fragt, ob auf diese Weise auch Grundversorgung angeboten werden kann.

WikiGTV ist ein Experiment. Dazu werden für eine Grundversorgung relevante Beiträge aus dem Netz kuratiert und zunehmend auch produziert. Wie bei der Wikipedia entstehen aus der Diskussion darüber Kriterien für ‘Grundversorgungshaftigkeit’, Relevanz und Qualität. Wie bei ihr bilden sich redaktionelle Prozesse heraus. Wie bei ihr wird WikiGTV von Forschung begleitet. Auf den Schultern der Wikipedia richtet sich WikiGTV vor allem auf den Wissensraum der bewegten Bilder: Wie lassen sich Videos nach dem Wiki-Prinzip in kleinen Schritten verbessern und ergänzen? Welche neuen Verknüpfungen zwischen Videos und zwischen Bild und Text sind möglich? Wie verhalten sich Aktualität und Hintergrund? Erlauben Ökonomie und Rechte von Video eine freie Nutzung?

WikiGTV wird betrieben vom Projekt ‘Grundversorgung 2.0’ des Zentrums Digitale Medien an der Leuphana Universität Lüneburg und lädt in Kürze an dieser Stelle zur Mitarbeit ein.

Rot-Grün in Niedersachsen will eine “Medienpolitik für Transparenz, Teilhabe und Meinungsvielfalt”

Nach dem knappen Wahlsieg in Niedersachsen haben SPD und und Bündnis’90/Die Grünen ihre Koalitionsvereinbarung vorgelegt. Mit mehr Beteiligung und Transparenz wollen sie den “obrigkeitsstaatlichen Politikstil” in Niedersachsen austreiben. Für eine Grundversorgung mit schnellen breitbandigen Internetverbindungen und für Open Data werden sich die Regierungspartner ebenso einsetzen wie für Freie Software und Datenschutz.

Ganz oben, bei der Staatskanzlei, und deshalb ganz vorne in der Koalitionsvereinbarung steht die “Medienpolitik für Transparenz, Teilhabe und Meinungsvielfalt”. Hier sticht die Ankündigung hervor, sich für “ein werbefreies öffentlich-rechtliches und zeitlich unbegrenztes Vollangebot im Internet” einzusetzen, ergo für ein Ende des Depublizierens. Der kurze Abschnitt wird unten im Volltext wiedergegeben.

Mathias Schindler erkennt auf Carta in der Koalitionsvereinbarung “eine mild netzfreundliche Haltung”. Zuvor hatte Schindler Wahlprüfsteine von Wikimedia Deutschland bei den niedersächsischen Parteien abgefragt. Die Wahlkampfantworten zum Schwerpunkt “Staatliche Werke” findet er weitgehend in der Absichtserklärung der neuen Landesregierung wieder. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt aus netzpolitischer Sicht Tobias Schwarz auf Politik-digital.de. Beide sehen jedoch Abstriche beim Urheberrecht und in der Bildung. Continue reading

Maybrit Illner: “Gebühren, Quoten, Qualität – sind ZDF und ARD ihr Geld wert?”

Maybrit Illner: "Gebühren, Quoten, Qualität - sind ZDF und ARD ihr Geld wert?"Das ZDF stellt sich der Diskussion. Am 17. Januar 2013 moderierte Maybrit Illner ihren Chef, den ZDF-Intendanten Thomas Bellut, in einer Riege von Kritikern oder doch eher Reformern (in Flash, Windows Media oder Quicktime). Abschaffen wollte niemand die Öffentlich-Rechtlichen. Selbst Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer des Springer Verlags, betonte, es müsse sie geben. “Der private Rundfunk lässt journalistische und Qualitätslücken, die anders als gebührenfinanziert nicht gefüllt werden können.” Was man bei der Kampagne von Bild und Welt gegen die Haushaltsabgabe kaum glauben mag. Allenfalls der Moderator und Comedian Oliver Pocher bekannte, sein Leben würde sich nicht ändern, wenn es ARD & ZDF nicht mehr gäbe. Arbeiten würde er aber gern wieder für sie.

Für Demokratie brauchen wir die Öffentlich-Rechtlichen, auch wenn sie viel Geld kosten, sagte auch Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz. Er setze sich jedoch für weniger Politik ein. Deshalb klage Hamburg zusammen mit Rheinland-Pfalz vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Staatsfernedefizite des ZDF Fernsehrats. Als positives Beispiel nannte er das neue Hamburger Transparenzgesetz. Continue reading

Einladung zur Diskussion

2013 wird ein Schlüsseljahr für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Umstellung auf die Haushaltsabgabe wirft nicht nur die Frage der Finanzierung auf, sondern die, welche mediale Grundversorgung wir uns als Gesellschaft leisten wollen. Wenn voraussichtlich Anfang des Jahres ARD und ZDF ihre Bezahlplattform “Germany’s Gold” starten, wird es um den Archivzugang gehen. Das ebenfalls im Frühjahr erwartete Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die Staatsferne des ZDF-Fernsehrats wird die Gremienaufsicht zum Thema machen.

Als Beitrag zu dieser Debatte über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medien legt “Grundversorgung 2.0” nun Thesen zur medialen Grundversorgung im Internet-Zeitalter vor. Darin nähert sich das Forschungsprojekt des Zentrums für digitale Kulturen an der Leuphana Universität Lüneburg dem Themenfeld in seinen grundlegenden Dimensionen: Wenn sich der Grundversorgungs-Auftrag aus seiner demokratiefördernden Funktion begründet und eine qualifiziert Öffentlichkeit herstellen soll, wie muss er sich ändern, wenn sich durch das Internet Demokratie und Öffentlichkeit verändern? Welche Inhalte gehören zur Grundversorgung, welche nicht? Was macht die besondere Qualität öffentlich-rechtlicher Programme im Vergleich zu anderen aus? Wie verhält sich die öffentliche Informations- und Wissensinfrastruktur zur zunehmenden Ökonomisierung? Wie ist es um Medienforschung und Medienpolitik bestellt? Was bedeutet der medientechnologische Wechsel von der Mangelressource Spektrum zu den stetig wachsenden Bandbreiten des Internet für die Regulierung? Wenn das Internet die Erwartungen an Transparenz und Partizipation erhöht hat, wie sieht dann eine gesellschaftliche Repräsentation bei der Organisation öffentlich-rechtlicher Medien im 21. Jahrhundert aus? Continue reading