Author Archives: Leonard Novy

Satire-Simulation „heute-show“

Warum Harald Schmidt Recht hat und sich die heute-show zur Daily Show verhält wie Annemarie Eilfeld zu Aretha Franklin

Heute-show

Nicht, dass es dafür Harald Schmidt gebraucht hätte. Aber nun stimmt auch der Altmeister der Spätabendunterhaltung in den Chor derjenigen ein, die dem Hype um die heute-show mit wohltuend nüchternen Kommentaren begegnen. Dem Mediendienst DWDL zufolge bezeichnete Harald Schmidt die ZDF-Erfolgssendung in der SWR1 Leute Night als „volkstümliche Unterhaltung“, welche vor allem der „Bestätigung von vorgefertigten Meinungen“ diene.

„Es ist eigentlich immer zu Ende für eine Satire-Sendung, wenn der eigene Sender sich auf die Fahne heftet ‚Kuckt mal, was wir uns trauen’. Da wird man zu Tode umarmt und dann ist die Sache gelaufen. Dann kommen die Politiker und man weiß nicht, wer biedert sich mehr an: Die Politiker bei den Kabarettisten oder umgekehrt.“

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Krise, Normalität und die Zukunft des Journalismus

Die Auseinandersetzung mit Zustand und Zukunft des Journalismus war in den letzten Jahren – Ausnahmen bestätigen die Regel – dominiert von einer Rhetorik des Niedergangs. Dabei gehört die Klage über den Qualitätsverfall der Medien zum Standardrepertoire publizistisch-medialer Selbstbetrachtung. Debatten über die Fragmentierung der Medienlandschaft, Qualitätsverlust, Verflachung und die vermeintliche Erosion der Integrationskraft der Medien lassen sich jedenfalls mindestens seit Mitte der 1980er beobachten – einer Zeit, in der im Übrigen beispielsweise im Zeitungsgeschäft mit Veränderungen im Nutzungsverhalten und abnehmender Zeitungsverbreitung bereits eine Reihe von Anzeichen für Konsolidierungs- und Abwärtstrends sichtbar waren, Verlage aber noch sehr profitable Unternehmen waren.

Neu ist die Kritik insofern, als sie vor dem Hintergrund eines tatsächlich tiefgreifenden Strukturwandels verhandelt wird, der maßgeblich, aber nicht ausschließlich mit der Verbreitung digitaler Medien zu tun hat und der Medienunternehmen weltweit, insbesondere die Verlagsbranche, vor gravierende Anpassungsprobleme stellt. Die Wirtschafts- und Finanzkrise, die die traditionell besonders von der konjunkturellen Entwicklung abhängige Medienbranche hart traf, tat ihr übriges. Zwar fanden der dramatische Abwärtstrend und der radikale Umschwung von Print zu Online, wie ihn beispielsweise die US-Amerikaner erlebt haben, in Europa keine Entsprechung, doch manifestieren sich in den Entwicklungen des US-Medienmarktes strukturelle Herausforderungen, mit denen sich Branche weltweit konfrontiert sieht. Auch in Deutschland werden die Mittel für kosten- und personalintensive Segmente wie den Lokal- und Auslandsjournalismus, für Arbeitsweisen wie investigativen Journalismus, aber auch für Ausstattung, Ausbildung und Innovation knapper. In vielen anderen Märkten, darunter Frankreich, wo France Soir und La Tribune eingestellt wurden, England, Japan oder Spanien, bietet sich ein ähnliches Bild. Radio- und Fernsehanbieter schienen von diesen Entwicklungen lange weniger getroffen. Doch konkurrieren auch sie mit zahllosen Anbietern um Aufmerksamkeit und Erlöse, während neue, durch höhere Übertragungsgeschwindigkeiten erst möglich gewordene On demand-Angebote das traditionell lineare Verständnis von Rundfunkprogrammen grundsätzlich in Frage stellen.  Continue reading