Kirchhof-Kakophonie

Wie eine Kurtaxe, sagt Kirchhof in der FAZ vom 19.1., sei die Rundfunkabgabe. Gebühr sagen manche, oder Zwangsgebühr, verdeckte Steuer andere. Die FAZ gibt mit dem Kirchhof-Interview allen, die sich äußern wollen, beste Gelegenheit. Das Gespräch fährt alle alle dunklen Ecken ab, die es in dem Modell gibt. Kritik wird nicht wirklich geäußert, sondern nur leise Zweifel, die der Verfassungsrechtler ganz bestimmt und ganz bestimmt mit Recht zurückweist. Nichts eignet so gut wie diese Art von Rechthaberei, den zahlenden Nutzer der sich nicht gerecht behandelt fühlt, auf die Palme zu bringen. Dass Gerechtigkeit und Recht nur bedingt etwas miteinander zu haben, leuchtet selten ein, schon gar nicht, wenn man am Ende selbst zu zahlen hat.

Insofern war das Interview – ob nun bewusst, geplant oder versehentlich – genau so geführt, dass es für einen Shitstorm die beste Voraussetzung bietet. Genauer gesagt, für einen kleine Kakophonie am Rand jenes großen Shitstorms, zu dem sich die Debatte über die Rundfunkgebühr seit Beginn des Jahres langsam auswächst. 268 Kommentare haben sich bis dato unter dem Artikel angesammelt. Das bringt ihn im Moment an die Spitze unter den aktuellen Beiträgen. Die Meinungen laufen unisono. Wer es wagt, die Gebühr auch nur in Ansätzen zu verteidigen, wird niedergemacht – “Hajo Ahnungslos oder besser ARD- Troll”.  So läuft die Dynamik eines Shitstorms. Sie stellt Konsens durch Überbietung her. Oder sie ruft eben diesen Konsens ab. Man kann es nicht genau beurteilen. Sieht die Meinungslage tatsächlich so aus, oder werden Extreme mobilisiert? Dann hätte Kirchhof der FAZ einfach nur geschickt den Aufhänger für eine doch sehr netzaffin gedachte Publizität geliefert. Birgt die Gebühr aber tatsächlich ein grösseres Empörungs-Potential, dann wird der Artikel nur ein kleiner Ausruf in einem anschwellender Geschrei sein.

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