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Konsultation zum Jugendangebot von ARD und ZDF beendet

Vom 19. Juni bis 31. Juli fragte die Staatskanzlei Sachsen-Anhalt um Stellungnahmen zum geplanten neuen Jugendangebot von ARD und ZDF. Das offene Konsultationsverfahren hatte die Rundfunkkommission der Länder am 17. Juni beschlossen. Eingeladen waren “vor allem … öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten, Verbände der Medienwirtschaft und Unternehmen der Medienwirtschaft”, sich zu den erwarteten Marktauswirkungen des neuen Angebotes zu äußern.

Fast 40 Stellungnahmen von Anstalten, Gremien und Verbänden sind inzwischen auf der Seite der Konsultation veröffentlicht. Darunter auch meine Stellungnahme mit dem Tenor: Wie das Kaninchen auf möglichen Martkauswirkungen eines nicht-marktlichen Angebots zu starren ist unsinnig. Statt der Medienindustrie sollten die beitragszahlenden Auftraggeber, – die 14- bis 29-Jährigen –, konsultiert werden.

 

Das Jugendangebot ist das Nadelöhr für den Fortbestand öffentlich-rechtlicher Medien

MPK 17.10.2014 (Foto: Oliver Lang, © Presseamt Potsdam)

MPK 17.10.2014 (Foto: Oliver Lang, © Presseamt Potsdam)

Die öffentlich-rechtlichen Medien stehen vor zwei großen Herausforderungen: dem digitalen Medienwandel und dem Verlust des jungen Publikums. An ihnen entscheidet sich die künftige Legitimation des öffentlich-rechtlichen Systems insgesamt. Die Lage ist in ganz Europa ähnlich. In Deutschland hat die Politik einen mutigen Beschluss gefasst, um beide Fragen anzugehen. Auf ihrer Konferenz im Oktober 2014 beauftragten die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder ARD und ZDF, ein Angebot für 14- bis 29-Jährige zu konzipieren – ausschließlich im Internet, ohne Sendungsbezug, ohne Drei-Stufen-Test, ohne Verweildauerbeschränkungen und mit einem Etat von 45 Millionen Euro. Im Juni 2015 legten die Anstalten ihr Konzept vor.

Es handelt sich um nichts weniger als einen Paradigmenwechsel: den Bruch mit dem Primat des linear gesendeten Programms und der Sekundarität von Online. Mit der Jugendplattform ist die Verbindung zum Massenmedienmodell – einer sendet und alle sehen oder hören zu, das auch das vorangegangene trimediale Konzept eines Jugendkanals noch dominierte – aufgehoben. Da konvergiert nichts mehr. Mit der Jugendplattform hat die Institution öffentlich-rechtlicher Rundfunk ihre medientechnologischen Wurzeln hinter sich gelassen und ist im Netz angekommen. Oder in den Worten von ARD-Chef Lutz Marmor „Zukunftsweisend ist dabei, dass die Beschränkungen im Internet wegfallen.“ (ARD-PM 17.10.14)

Dieser Text als PDF.

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Update: Die Rundfunkkommission der Länder hat in ihrer Sitzung am 17. Juni das Konzept eines Online-Jungendangebots von ARD und ZDF zur Kenntnis genommen und den Auftrag zu einem offenen Konsultationsverfahren erteilt Continue reading

Felix Stalder: Die Politik der Digitalität. Zwischen Postdemokratie und Commons

Vortrag von Felix Stalder – “Die Politik der Digitalität. Zwischen Postdemokratie und Commons” – am 04. März 2015 beim Grundversorungs 2.0 Lab am Cent­re for Di­gi­tal Cul­tu­res, Leuphana Universität Lüneburg. Sein neues Buch – Kultur der Digitalität – das er hier vorgestellt hat, ist inzwischen bei Edition Suhrkamp angekündigt für Oktober 2015.
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Der Rivvapolittaucher – Vision eines Nachrichtenaggregators von Lorenz Lorenz-Meyer

Aus unzähligen Quellen, aus privaten Blogs, Twitter-Feeds, Facebook-Links, öffentlich-rechtlichen und privaten Medien sowie den verschiedenen journalistischen Marken setzen sich die individuellen Nachrichten für den einzelnen User, den ehemaligen Leser, Hörer und Zuschauer zusammen. Die prinzipielle Gleichstellung der Inhalte und die fehlende Gatekeeper-Funktion durch Redakteure und Experten führten im Netz laut Habermas dazu, dass es weniger gemeinsame gesamt-gesellschaftliche politische Diskurse gäbe. Wie können wir erreichen, das Themen nicht mehr isoliert voneinander betrachtet werden? Wie gesellschaftlich relevante Themen herausfiltern?

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Second Screen first

Die ewig diskutierten, bisher jedoch nur spärlichst eingeführten “neuen Inhalte” werden das Fernsehen als Leitmedium nicht retten. Dagegen erfreut sich der Second Screen steigender Beliebtheit.

Wer noch bezweifelt, dass Paralleluniversen existieren, muss sich gelegentlich das Nachmittagsprogramm von N3 ansehen. Das Dritte des NDR brachte am 2. Juni 2013 unter dem Titel „Unser NDR – reden wir drüber!“ eine Live-Übertragung vom Landpartie-Fest in Plön. Mit von der Partie war die Führungsspitze des NDR – Intendant Marmor (auch ARD-Vorsitzender), der Fernsehdirektor, der Hörfunkdirektor und der Direktor des Landesfunkhauses.

Wer jetzt erwartete, es ginge um den Rundfunkbeitrag, die Transparenz der Finanzen und der Entscheidungen des Senders oder darum, aus der Perspektive der Internet-Erfahrungen junger Generationen neue Programmformate zu entwickeln, sah sich grundlegend getäuscht. Continue reading